Heinrich der Löwe

Heinrich der Löwe
Heinrich der Löwe
 
Als Heinrich der Stolze aus dem schwäbischen Adelshaus der Welfen im Jahre 1139 starb, hinterließ er seinem kaum zehnjährigen einzigen Sohn Heinrich dem Löwen den Konflikt mit dem Stauferkönig Konrad III., der Heinrich kurz zuvor seine beiden Herzogtümer Bayern und Sachsen aberkannt hatte. In Sachsen war die welfische Position durch das ererbte Hausgut unangreifbar, und Konrad trug dem durch die Übertragung der Herzogswürde an Heinrich den Löwen im Jahre 1142 Rechnung. Alsbald ging dieser daran, von der Ausgangsbasis seiner ererbten Besitzungen um Braunschweig-Königslutter und um Lüneburg her eine Landesherrschaft aufzubauen. Wo immer sich die Gelegenheit bot, brachte er Rechte und Güter anderer Adelsgeschlechter an sich, schob er konkurrierende Rechtstitel beiseite, schaffte er durch Gewalt vollendete Tatsachen. Braunschweig gestaltete er mit dem Ausbau der Burg Dankwarderode und der Stiftskirche zu einer imponierenden Residenzstadt um. 1166 ließ er im Burghof das Löwendenkmal aufstellen, das zugleich Zeichen seiner hochrichterlichen Gewalt wie Verbildlichung seines Geschlechternamens und seines persönlichen Beinamens war. Heinrich der Löwe sei »der hochfahrendste und rücksichtsloseste fast aller Menschen gewesen«, so urteilt ein zeitgenössischer Geschichtsschreiber. Volle Rückendeckung für seine Macht- und Erwerbspolitik erhielt er durch Friedrich Barbarossa, der bald nach seiner Wahl zum König auch die Ansprüche seines Vetters Heinrich auf das Herzogtum Bayern befriedigte und damit sein eigenes Königtum an die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem mächtigen Doppelherzog band. Heinrich bemühte sich besonders intensiv um den Ausbau seiner Herrschaft in Holstein und Mecklenburg. Man hat ihm, der Städte wie Lübeck und Schwerin gründete und deutsche Bauern ansiedelte (siehe auch deutsche Ostsiedlung), als den Begründer einer dem deutschen Nationalinteresse dienenden Ostpolitik gepriesen, während Friedrich Barbarossa derweil die Kraft des Reiches in Italien verschwendet habe. In Wirklichkeit hat Heinrich der Löwe die Italienpolitik des Kaisers voll unterstützt. Dass er ihm 1176 die Bitte nach weiterer militärischer Unterstützung gegen den Lombardenbund abschlug, hat nichts mit einer grundsätzlichen Ablehnung der Politik Barbarossas zu tun, sondern war eine Folge des selbstherrlichen Anspruchsdenkens des Löwen, der eine Gegenleistung forderte, die sich der Kaiser nicht abpressen lassen wollte. Damit war das jahrzehntelange Vertrauensverhältnis zerstört. Barbarossa nahm sich nun der Klagen der sächsischen Gegner des Löwen an, die er so lange überhört hatte. Er lud den Herzog vor sein Gericht, Heinrich erschien nicht und wurde 1179/80 wegen Missachtung des königlichen Gerichts zum Verlust aller seiner Eigengüter und Lehen verurteilt. Heinrich der Löwe hatte sich durch sein hartes Regiment so viele Feinde geschaffen, dass Barbarossa den Urteilsspruch der Fürsten auch durchsetzen konnte. Heinrich erhielt bald einige seiner Eigengüter zurück. Sie bildeten die Grundlage des späteren Herzogtums Braunschweig-Lüneburg.

Universal-Lexikon. 2012.

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